Wundergeläuf
1556 verbreitete sich in ganz Deutschland die Kunde vom Pyrmonter Wasser, das Krankheiten heilt. Lahme sollten wieder gehen, Blinde wieder sehen und Taube wieder hören können. So preist ein historischer Text die Wirkung des Pyrmonter Wassers. Der Mediziner Burchardus Metobius (Burkhard Mithoff) beschrieb auf sieben Seiten - ein Originalexemplar hat unser Vereinsmitglied Titus Malms mit dem Museumsverein für das Schlossmuseum erworben - die Heilwirkung des Wassers. Das liest sich auszugsweise so:
Item zum ersten heilet diß Wasser/auß diesem Brunne genommen/alle wunden/die kein salbe oder plaster erleiden wollen.
Auch heilet diß Wasser/alle wunden so geschossen gehawen oder gestochen seind. ......
Item welcher mensch kranckheit und weetag an den augen hat/und netzet oder waschet sie mit diesem wasser/dem wirt besser.
Er schließt mit den Worten:
Es hat Gott der Herr durch disen Brunnen vilen Menschen geholffen/die alle tage gesundt wider komen/und noch vil dahin getzogen/ inn verhoffnung besserung zu erlangen. Gott verleyhe uns allen Christgleubige sein gnadt unnd barmhertzigkeit. Amen
In den Jahren 1556/57 kamen mehrere 10.000 Menschen ins Pyrmonter Tal, um Linderung ihrer Leiden zu suchen. Diese Jahre gingen als
Wundergeläuf in die Geschichte ein.
Das Ganze geschah unorganisiert. Kuranlagen und die Ortschaft Pyrmont gab es noch nicht. Den Brunnenplatz darf man sich als morastige Wiese vorstellen. Die Menschen wohnten entweder in Zelten im Umkreis der Quellen oder - die Bessergestellten - in den Dörfern Oesdorf und Holzhausen. Viele wohnten im benachbarten Lügde. Von dort gab es einen Pendelverkehr mit Kutschen zu den Pyrmonter Quellen.
Das Wundergeläuf muss einen gewaltigen Eindruck auf die gesamte Region gemacht haben. So ist z.B. eine Hausinschrift in Hameln vorhanden, vom Haus Markt Nr. 1. Sie geht über zwei Zeilen und lautet so:
ano · Christi · 1.5.5.6 Wer Es · kan · L[esen]Jst · Ein · Gros · Tholauff · Nach den Heiligen · Brun wesen ·Nicht Weit / [v]om · Sloss · Pirmont ·Dar · den A[uch] Viell · Krancker · Sein Worden · Gesundt ·Beide · Fro[w] vnd · ma(n) ·we(l) · god · de · gnad · gan
(Quelle: Museum Hameln und http://www.inschriften.net/hameln/inschrift/nr/di028-0040.html#content)